Mich interessiert Technik. Deswegen bin ich wohl auch Ingenieur geworden. Zum Beispiel fasziniert mich, dass ich mit meiner kleinen Drohne, die in meine Jackentasche passt, kinoreife Videos und Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven aufnehmen kann.
Trotz meiner Affinität zu Technologie hat mir die folgende Passage aus meiner Urlaubslektüre „Stumme Erde, warum wir die Insekten retten müssen“ (Buch7, Amazon) von Dave Goulson, einen kalten Schauer über den Rücken gejagt:
Ingenieure arbeiten weltweit an der Entwicklung von Roboterbienen zur Bestäubung von Nutzpflanzen, da die Zahl der echten Bienen zurückgeht und wir möglicherweise bald Ersatz brauchen werden. Ist dies die Zukunft, die wir uns für unsere Kinder wünschen?
Dave Goulson in „Stumme Erde“, Seite 49
Nein, das ist nicht die Zukunft, die ich meinem Kind und vielleicht mal meinen Enkeln wünsche.
Echt jetzt? Die Situation mit dem Artensterben ist jetzt schon so weit, dass sich Menschen eine technische Lösung für die Bestäubung unserer Blumen und Bäume ausdenken müssen? In der Region Sichuan in China wird aufgrund von fehlenden Insekten die Bestäubung der Obstbäume bereits von Menschenhand in einem sehr aufwändigen Verfahren bewerkstelligt.
Dass sich Menschen also Gedanken machen, wie man Bestäubung von Maschinen übernehmen lassen könnte, scheint keine düstere Science Fiction zu sein, sondern schon heute Realität.
Heutige Roboterbienen schauen auch nicht so putzig aus, wie das von einer KI ausgedachte Titelbild dieses Artikels - sondern eher so.
Unabhängig von der Optik: Solche Flugkörper werden vermutlich nie so wendig und effektiv sein, wie die ca. 3,2 Trillionen (= 3.200.000.000.000) Bienen auf dieser Welt. Und die Kosten wären absurd:
Selbst wenn die Roboter komplett mit Netzteil und Steuergeräten für einen Penny pro Stück gebaut werden könnten (was absurd optimistisch erscheint), würde ihr Bau 32 Milliarden Pfund kosten.
Meine Faszination für Makrofotografie hat mich die atemberaubende Schönheit von Insekten und anderen kleinen Lebewesen erleben lassen. So sehr, dass ich dem Ganzen ein eigenes Projekt widme. Es trägt den Namen „Kleine Wesen – große Verantwortung”. Damit möchte ich die Schönheit mit anderen Menschen teilen und auch auf die Zerbrechlichkeit dieser ganz eigenen Welt hinweisen. Das Projekt befindet sich in einem noch sehr frühen Stadium – aber ihr könnt es gerne auf skigh.tv begleiten.
Warum Insekten und in Folge dessen viele andere Tierarten, mehr und mehr abhanden kommen, hat viele verschiedene Gründe. Ihr Lebensraum schwindet, Lichtverschmutzung beeinträchtigt ihre natürliche Orientierung, ein Cocktail von Pestiziden auf unseren Feldern verunmöglicht ihr Überleben.
Die in der Landwirtschaft am häufigsten verwendeten Pestizide sind Herbizide. Sie vernichten Pflanzen — gemeinhin Unkraut genannt —, die andernfalls mit den Nutzpflanzen konkurrieren und den Ernteertrag verringern würden.
Dave Goulson in „Stumme Erde“, Seite 141
Herbizide vernichten alles was grün ist. Glyphosat ist eines der weltweit verbreitetsten Herbizide - und vermutlich haben die meisten von euch schon davon gehört.
Glyphosat ist ein Allzweckherbizid, das jede Pflanze vernichtet, mit der es in Berührung kommt. Es wirkt systemisch, verteilt sich also im Pflanzengewebe und tötet die Wurzeln ab.
Dave Goulson in „Stumme Erde“, Seite 141
Der Gedanke, dass wir Roboterbienen brauchen, damit wir als Menschheit überleben, lässt mich meine Faszination für Technik komplett vergessen. Und gleichzeitig vergesse ich auch, dass ich ungern jede sich mir in den Weg stellende Petition unterschreibe. In diesem Fall ist das anders: ich signiere direkt die Petition „Besser ohne Gift” vom BUND Naturschutz und weil ich gerade dabei bin, auch gleich diese internationale Petition, auf die Martin Oetting auf LinkedIn hingewiesen hat. Die Zeit drängt, eine Entscheidung des EU-Parlaments wird ab Mitte Oktober erwartet.
Das große Insektensterben ist in vollem Gange. Um uns herum verschwinden Schmetterlinge, Wildbienen und viele weitere Insektenarten. Einer der Haupttreiber für dieses dramatische Artensterben ist der Einsatz von Pestiziden. Heute gibt es etwa 75 Prozent weniger Insekten in Deutschland als noch zur Jahrhundertwende. Wenn wir jetzt nicht umsteuern, verstummt das Brummen unaufhaltsam. Petition „Besser ohne Gift“
Ich will nicht, dass das „Brummen der Insekten“ verstummt. Bitte keine stumme Erde!
Und - keine Angst, ich bleibe „Technologie-offen“: es wird bereits an Unkraut-Jät-Robotern geforscht - so ganz ohne Gift.
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